Ambulante Versorgung in Deutschland
Die hausärztliche Versorgung ist die Basis des Gesundheitssystems und wichtig für die Sicherstellung einer wohnortnahen medizinischen Betreuung von Patientinnen und Patienten. Demografische, medizinische und gesellschaftliche Veränderungen stellen ihre Zukunft vor große Herausforderungen. Die Projektion bis 2040 untersucht die Entwicklung der hausärztlichen Versorgung in Deutschland und zeigt Handlungsbedarf für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung auf.

Die ambulante Versorgung spielt in Deutschland mit über 189.000 Ärztinnen und Ärzten bzw. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung einer bedarfsgerechten und effizienten Gesundheitsversorgung außerhalb stationärer Einrichtungen. Sie umfasst die Durchführung, koordinierte Organisation und Steuerung von medizinischen, pflegerischen und unterstützenden Leistungen, die Patientinnen und Patienten in ihrem häuslichen Umfeld erhalten.
Im Unterschied zur stationären Versorgung ist die ambulante vertragsärztliche Versorgung zentral über die sogenannte Bedarfsplanung gesteuert. Ziel der Bedarfsplanung ist es, Versorgungslücken zu schließen, die Qualität der medizinischen Betreuung zu verbessern und die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten zu fördern. Angesichts demografischer Veränderungen und steigender chronischer Erkrankungen gewinnt die ambulante Versorgung zunehmend an Bedeutung, um Krankenhausaufenthalte zu vermeiden und die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu erhalten.
Die Regierungskoalition plant, über ein Primärarztmodell die ambulante Versorgung zu stärken und besser zu koordinieren. Dabei fungiert die Primärärztin bzw. der Primärarzt als zentrale Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten und steuert den Zugang zu weiteren fachärztlichen Leistungen. Ziel ist es, die Versorgung effizienter zu gestalten, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und eine kontinuierliche Betreuung sicherzustellen. Durch diese Struktur soll sich die Qualität der medizinischen Versorgung verbessern und die Kosten im Gesundheitssystem sollen gesenkt werden. Das Primärarztmodell betont die zentrale Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte in der Versorgungssteuerung.
Damit gewinnt die ambulante Hausärzteentwicklung zunehmend an Bedeutung, um den steigenden Anforderungen einer alternden Bevölkerung gerecht zu werden. Eine gezielte Bedarfsplanung ist dabei unerlässlich, um eine flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen und Versorgungsengpässe insbesondere in ländlichen Regionen zu vermeiden.
Das bifg stellt in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung eine Projektion der hausärztlichen Versorgung bis zum Jahr 2040 vor. Dabei wurden sowohl die demografische Bedarfsentwicklung als auch das altersbedingte Ausscheiden von Hausärztinnen und Hausärzten aus der Versorgung sowie aktuelle Trends auf dem Arbeitsmarkt hinsichtlich Arbeitszeiten und Selbstständigkeit berücksichtigt. Ergebnis der Projektion sind regionale Verteilungen von Angebot und Nachfrage nach hausärztlicher Versorgung bis zum Jahr 2040 – basierend auf rund 5.000 mit Expertinnen und Experten abgestimmten Szenarien.
Auf dieser Seite finden interessierte Nutzerinnen und Nutzer zentrale empirische Ergebnisse der Projektion. Diese werden durch interaktive Grafiken dargestellt, die eine eigenständige und vertiefte Auseinandersetzung mit der künftigen Entwicklung der hausärztlichen Versorgung ermöglichen.
Die Versorgungsrelation im Zeitverlauf
Die Versorgungsrelation ist das Verhältnis zwischen verfügbaren und für eine bedarfsgerechte Versorgung notwendigen hausärztlichen Kapazitäten. Diese interaktive Grafik zeigt die demografischen Projektionen von Angebot, Bedarf und Versorgungsrelation bis zum Jahr 2040 für ausgewählte Szenarien für das gesamte Bundesgebiet. Die einzelnen Szenarien können durch Mehrfachauswahl miteinander verglichen werden.
Die regionalen Versorgungsrelationen
Die Bedarfsplanung der Hausärztinnen und Hausärzte findet auf der kleinräumigen regionalen Ebene der Mittelbereiche statt. Mittelbereiche sind Verflechtungsräume eines Mittel- oder Oberzentrums, die die Bedarfe der Bevölkerung abdecken sollen. Diese interaktive Grafik zeigt die demografischen Projektionen der Versorgungsrelation für ausgewählte Szenarien und Jahre auf Ebene der Mittelbereiche.
Diese regionale Verteilung kann ebenfalls im Zeitverlauf analysiert werden.
Interaktive Karte ansehenUnterversorgungsrisiko
Eine Unterversorgung liegt nach § 29 der Bedarfsplanungsrichtlinie vor, wenn nicht mindestens 75 Prozent des ausgewiesenen Bedarfs durch hausärztliche Versorgungsangebote gedeckt werden kann. Ein greifbares Risiko für eine solche zukünftige Situation besteht, wenn die projizierte Versorgungsrelation unter 75 Prozent liegt. Diese interaktive Grafik zeigt für Mittelbereiche den Anteil der projizierten Szenarien, in denen eine Unterversorgung vorhergesagt wurde.
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