Sektorenübergreifende Versorgung: Das Projekt „PopGroup“

26. November 2020

Soll die medizinische Versorgung sektorenübergreifend geplant werden, sind verlässliche Daten über den Versorgungsbedarf der Bevölkerung notwendig. Bislang fehlen in Deutschland aber die entsprechenden Analyseinstrumente dafür. Mit Hilfe des Innovationsfondsprojekts „PopGroup“ wird ein Klassifikationssystem entwickelt, mit dem eine empirische Grundlage für eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung geschaffen werden soll. 

An der sektorenübergreifenden Ausrichtung unseres Gesundheitswesens führt kaum ein Weg vorbei: Vernetzung und Koordination besonders der ambulanten und stationären Leistungen sind notwendig, um die Versorgung stärker patientenorientiert, qualitativ hochwertig und gleichzeitig ressourcenschonend zu gestalten. Dabei bleibt die Entwicklung sektorenübergreifender Strukturen politisch, aber auch praktisch, eine große Herausforderung.

Eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung setzt die Feststellung des tatsächlichen medizinischen und pflegerischen Bedarfs von Patientinnen und Patienten voraus. Auch der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen empfiehlt in seinem Gutachten von 2018 eine konsequent an der Morbidität orientierte sektorenübergreifende Versorgungsstrukturplanung. Auf internationaler Ebene existieren bereits Instrumente zur Bedarfsmessung. Die Entwicklung eines vergleichbaren Klassifikationssystems für den deutschen Versorgungskontext ist längst überfällig, um einen empirischen Anker nicht nur für die Versorgungsplanung zu schaffen, sondern auch für die Bearbeitung vieler drängender gesundheitspolitischer Fragen.

Der Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses hat nun bekanntgegeben, dass das Projekt „PopGroup“ durch den Innovationsfonds gefördert wird. Das Projekt startet zum 1. April 2021. Sein Ziel ist die Entwicklung eines bevölkerungsbezogenen Klassifikationssystems zur Messung des morbiditätsbezogenen regionalen Versorgungsbedarfs (PopGrouper). Die Messung erfolgt dabei sektorenübergreifend auf Basis ambulanter, stationärer und weiterer Versorgungsdaten (Routinedaten der Krankenkassen).


 

Hintergrund

Für „PopGroup“ hat ein wissenschaftliches Konsortium unter der Leitung des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen der Technischen Universität Berlin auf Anregung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) gemeinsam mit dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua), dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) sowie weiteren Kooperationspartnern einen Projektantrag im Bereich der Versorgungsforschung beim Innovationsfonds gestellt. Der Innovationsausschuss hat die Förderung des Projekts beschlossen.

Das BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) hat in der Publikation Gesundheitswesen aktuell 2020 unter anderem einen Beitrag zum Innovationsforschungsprojekt „PopGroup“ veröffentlicht.

Zum Beitrag:
Entwicklung eines Systems zur Klassifikation des morbiditätsbezogenen Versorgungsbedarfs (PopGroup)

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