TRANSKIDS-CARE
TRANSKIDS-CARE ist ein vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Gesetzlichen Krankenkassen (G-BA) gefördertes Versorgungsforschungsprojekt und befasst sich mit dem Thema „Somatomedizinische Behandlung jugendlicher Patienten mit Geschlechtsdysphorie: Verbesserung der Versorgung durch epidemiologische und gesundheitsökonomische Evidenz“.
Projektbeschreibung
Die medizinische Versorgungspraxis für junge Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht den anatomisch-biologischen Gegebenheiten ihres Körpers entspricht, hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Bei Vorliegen einer Geschlechtsinkongruenz, früher „Transsexualismus“ genannt, kann nach international anerkannten medizinischen Leitlinienstandards bei Jugendlichen auf der Basis einer sorgfältigen Indikationsstellung eine gestufte Hormonbehandlung durchgeführt werden, um einen sozialen Rollenwechsel ins empfundene Geschlecht medizinisch zu unterstützen. Für diese Behandlung steht je nachdem, wie weit die biologische Reifeentwicklung vorangeschritten ist zunächst als reversible Maßnahme das vorübergehende Anhalten der Pubertät mit so genannten Pubertätsblockern zur Verfügung. Daran schließt sich meist eine geschlechtsangleichende Hormonbehandlung an, deren Indikation gesondert zu prüfen ist. Voraussetzung für diese medizinischen Maßnahmen bei Jugendlichen ist eine sorgfältige interdisziplinäre Indikationsstellung einschließlich einer individuellen ethischen Abwägung von Nutzen und Risiken sowohl einer Behandlung, als auch einer Nicht-Behandlung. In der Versorgungspraxis besteht hierbei oft eine große Entscheidungsunsicherheit. Zu dieser Unsicherheit tragen die nach wie vor unsichere Evidenzlage sowie fachliche und politische Kontroversen zum Thema „Transgender-Medizin für Jugendliche“ bei.
Auch einige epidemiologische Fragen sind bislang nicht hinreichend geklärt: Wie ist ein beobachteter starker Anstieg an Behandlungsfällen Jugendlicher in spezialisierten Behandlungszentren in den vergangenen Jahren zu verstehen und wie repräsentativ ist dieser Anstieg? Zudem ist wenig darüber bekannt, ob und in welchem Maße sich Behandlungszahlen zwischen Jugendlichen und Erwachsenen unterscheiden.
Mit dem vom Gemeinsamen Bundesausschuss der Gesetzlichen Krankenkassen (G-BA) geförderten Versorgungsforschungsprojekt TRANSKIDS-CARE wurden erstmalig die heterogene Versorgungsrealität sowie das Spektrum der Verläufe medizinischer Inanspruchnahme auf epidemiologischer und gesundheitsökonomischer Basis untersucht. Dazu wurden bundesweite Daten von zwei großen Krankenkassen (BARMER und TK) ausgewertet. Zudem wurden qualitative Befragungen von Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzten und Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu bestehenden Bedarfen in der Gesundheitsversorgung durchgeführt.
Am 05. September 2024 werden die Projektergebnisse dieses innovativen Projekts in einem Fachsymposium vorgestellt und im Kontext aktueller Herausforderungen in der gesundheitlichen Versorgung sowie der Evidenzdebatte in der Transgender-Medizin diskutiert.
Projektpartner
Universitätsklinikum Münster
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Techniker Krankenkasse
BARMER