Analyse der Übersterblichkeit während der COVID-19-Pandemie in Deutschland, 2020–2022
Martin Rößler, Claudia Schulte, Dagmar Hertle, Uwe Repschläger, Danny Wende
In den Jahren 2020 bis 2022 war in Deutschland eine im Vergleich zum Vor-Pandemiezeitraum deutlich erhöhte Sterblichkeit zu verzeichnen. Die Frage nach den Ursachen dieser erhöhten Sterblichkeit erfuhr in den vergangenen Monaten große mediale Aufmerksamkeit. So wurden Studienergebnisse diskutiert, die einen Zusammenhang zwischen der Übersterblichkeit in den Pandemiejahren und COVID-19 in Frage stellen und stattdessen eine vermeintliche Assoziation mit der Häufigkeit von COVID-19-Schutzimpfungen aufzeigen. Ebenso wie die überwiegende Mehrheit aller Studien zur Übersterblichkeit basieren diese Ergebnisse auf aggregierten Daten, die keine Rückschlüsse auf individuelle Zusammenhänge zwischen Sterblichkeit und COVID-19 zulassen. Zudem erfolgte keine Adjustierung der geschätzten Übersterblichkeit für Morbidität. Angesichts eines durch Pandemiemaßnahmen deutlich veränderten Erkrankungsgeschehens stellt letzterer Aspekt eine potenziell starke Limitation dar.
Vor diesem Hintergrund widmet sich das vorliegende ePaper der Analyse der Übersterblichkeit im Pandemiezeitraum auf Basis von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Routinedaten). Diese Daten ermöglichen eine Abbildung der Zusammenhänge zwischen Sterblichkeit, demografischen Merkmalen und Erkrankungen auf der Ebene einzelner Personen. Die Ergebnisse der Analysen belegen eine Übersterblichkeit von rund 166.000 Fällen in den Jahren 2020 bis 2022. Diese Übersterblichkeit entfiel fast vollständig auf die Altersgruppen 60+. Des Weiteren zeigt sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dieser Übersterblichkeit und COVID-19. So war mehr als drei Viertel der Übersterblichkeit mit vorangegangenen COVID-19-Diagnosen verbunden, während dies auf lediglich acht Prozent der beobachteten Sterbefälle zutraf. Im Lichte dieser Ergebnisse schließt das ePaper mit einer Diskussion der Potenziale und Limitationen von GKV-Routinedaten.
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