Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) – Mehr Transparenz für mehr Akzeptanz
Andreas Rumbler, Helmut L'hoest, Kristina Marie Arndt, Anna Laura Janke, Ursula Marschall
DiGA (umgangssprachlich auch „App auf Rezept“ genannt) sind digitale Medizinprodukte, also Apps oder Webanwendungen, die von Patientinnen und Patienten eigenständig genutzt werden und bei der Linderung von Beschwerden, der Behandlung von Erkrankungen oder dem Ausgleich von Beeinträchtigungen unterstützen können. Seit Dezember 2019 kann in freier Form oder mit ärztlicher Verordnung ein Rezeptcode bei der Krankenkasse angefordert werden. Mit den DiGA und der dazugehörigen Kostenübernahme der gesetzlichen Krankenversicherungen nimmt das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich eine Vorreiterrolle ein.
Gerade unter den Pandemiebedingungen der letzten Jahre boten kontaktlose Therapiealternativen die Chance, den Zugang zur medizinischen Versorgung zu erleichtern. Zudem besteht die Erwartung, dass DiGA in medizinisch strukturschwachen Regionen die Versorgungssituation verbessern können. Sie ermöglichen außerdem, dass sich die Versorgung an den zeitlichen und örtlichen Bedarf von betroffenen Personen orientieren kann, im Gegensatz zur Regelversorgung, in der sich die Patientinnen und Patienten an die Strukturen der Versorgung mit ihren Öffnungszeiten und Fahrtwegen anpassen müssen. Trotz der Vorteile für Patientinnen und Patienten fällt jedoch auf, dass DiGA noch nicht vollumfänglich in der Versorgung bei den betroffenen Personen angekommen sind. Dies lässt sich aus den bisherigen Anträgen ableiten.
DiGA bieten allerdings nicht nur Vorteile und Chancen. Das besondere Zulassungsverfahren (Fast-Track-Verfahren) birgt beispielsweise auch das Risiko, dass DiGA teilweise ohne nachgewiesenen Nutzen in die Versorgung aufgenommen werden. So setzen Nutzende möglicherweise ihre Hoffnung auf ein unpraktisches oder unwirksames Produkt. Gleichzeitig ist die Preisgestaltung der DiGA ein immer wieder stark diskutiertes Thema, nicht nur zwischen Herstellern und Kostenträgern.
Das vorliegende ePaper soll dazu beitragen, die anhaltende Fachdiskussion mit weiteren Erkenntnissen zu unterstützen. Dabei werden Ergebnisse einer aktuellen Befragung von BARMER-Versicherten zur DiGA-Nutzung sowie Routinedatenanalysen der BARMER vorgestellt. Besonders die Auswertung der Sekundärdaten liefert Erkenntnisse über die demografische bzw. epidemiologische Charakterisierung der DiGA-Nutzenden. Im Fazit werden auf Basis der aufgezeigten Ergebnisse der Versichertenbefragung, Sekundärdatenanalysen und BARMER-eigenen Erfahrungen im Umgang mit DiGA Möglichkeiten aufgezeigt, wie das DiGA-Verfahren angepasst werden könnte, um die Versorgung mit DiGA zu verbessern und die Inanspruchnahme zu fördern.
Weitere ePaper
-
Regionale Unterschiede, wiederholte Inanspruchnahme und Kosten des Rettungsdienstes in DeutschlandMartin Rößler, Claudia Schulte, Christoph Bobeth, Isabelle Petrautzki, Laura Korthauer, Janosch Dahmen, Danny Wende, Christian Karagiannidis
-
SNOMED CT – brauchen wir noch mehr Code-Systeme?Christoph Sievers
-
Versorgungskompass: Geburtshilfe und Hebammenversorgung Teil 3Dagmar Hertle, Danny Wende
-
Inanspruchnahme des Rettungsdienstes im Kontext von KrankenhausaufnahmenMartin Rößler, Claudia Schulte, Christoph Bobeth, Danny Wende, Christian Karagiannidis
-
Versorgungskompass: Geburtshilfe und Hebammenversorgung Teil 2Dagmar Hertle, Danny Wende