
A refined ICD-10 diagnoses-based approach for retrospective analysis of potential palliative care need and coverage in claims data of deceased
Slotina, E., Ditscheid, B., Meißner, F., Marschall, U., Wedding, U. & Freytag, A.
SAGE Open Medicine, 12: S. 1–11. DOI: 10.1177/20503121241269599
Hintergrund:
ICD-10-basierte Ansätze bilden häufig die Grundlage für die retrospektive Schätzung des potenziellen Palliativpflegebedarfs. Die Anwendung der verbreiteten und anhand von Mortalitätsdaten entwickelten Klassifikation von Murtagh et al. 2014 auf administrative Leistungsdaten führt zu Inkonsistenzen bei der Bedarfsschätzung.
Um die Schätzung zu verbessern, entwickelten wir anhand von Expertenmeinung eine neue, ebenfalls ICD-10-basierte Klassifikation von Krebs- und Nicht-Krebs-bezogenen Diagnosegruppen und verglichen die Ergebnisse hinsichtlich Bedarf an und Inanspruchnahme von Palliativversorgung mit der Murtagh-Klassifikation. Dafür standen uns Krankenkassenabrechnungsdaten von 417.405 Personen, die im Zeitraum 2016-2019 verstorben waren, zur Verfügung.
Ergebnisse:
Von den im Jahr 2019 verstorbenen Personen (n = 117.436) ermittelten wir mit Hilfe der neuen Klassifikation bei 81,4 % (potenziellen) palliativen Versorgungsbedarf, während die Murtagh-Klassifikation eine Rate von 97,0 % ergab. Von den Personen mit Krebs erhielten 70,7 % (gegenüber 55,7 % nach der Murtagh-Klassifikation) Palliativversorgung. In den Untergruppen, die nicht an Krebs erkrankt waren, war die Inanspruchnahme deutlich geringer, mit einem Maximum von 36,7 % (gegenüber 33,7 % nach der Murtagh-Klassifikation) im Jahr 2019. Ähnliche Ergebnisse wurden auch für die anderen Jahre beobachtet.
Schlussfolgerung:
Im Vergleich zur ICD-10-basierten Murtagh-Klassifikation ermöglicht die revidierte ICD-10-basierte Klassifikation realistischere retrospektive Schätzungen des Bedarfs an Palliativversorgung, wenn die Todesursache nicht verfügbar ist. Außerdem zeigt die neue Klassifikation höhere Raten der Inanspruchnahme von Palliativversorgung und größere Unterschiede insbesondere zwischen Krebs- und Nicht-Krebserkrankungen.


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