Versorgungskompass: Geburtshilfe und Hebammenversorgung – Teil 1: Daten rund um die Geburt und Versorgungsangebote durch Hebammen

Dagmar Hertle, Danny Wende

Jährlich werden in Deutschland etwa 780.000 Kinder geboren. Zählt man Fehlgeburten und Schwangerschaftsabbrüche hinzu, dann sind etwa 1 Mio. Frauen im Jahr zu versorgen. Schwangerschaft und Geburt gehören damit zu den häufigsten Behandlungsanlässen in Deutschland. Seit Jahren werden Defizite in der Versorgung von Schwangeren, Gebärenden, Müttern und ihren Kindern angemahnt. Im Bewusstsein der Defizite und im Bestreben, eine Verbesserung zu bewirken, wurde unter breiter gesellschaftlicher Beteiligung ein nationales Gesundheitsziel „Gesundheit rund um die Geburt“ verfasst und 2017 vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht. 2021 fand die Umsetzung dieses Nationalen Gesundheitsziels Eingang in den Koalitionsvertrag der Bundesregierung.
Betrachtet man die Analysen der Defizite näher, so ist der Bezug zur Hebammenversorgung ein unübersehbarer Dreh- und Angelpunkt. Dies liegt vor allem daran, dass die meisten Frauen und ihre Kinder gesund sind und Begleitung, Gesundheitsförderung und Empowerment die zentralen Themen einer guten Versorgung rund um die Geburt darstellen. Hebammen sind die Expertinnen für die physiologische Schwangerschaft und Geburt sowie das Wochenbett.
Eine Hebammenbegleitung in der Schwangerschaft, eine Eins-zu-eins-Betreuung während der Geburt für alle Gebärenden und eine aufsuchende Wochenbettbetreuung für alle Wöchnerinnen gilt als Ziel einer guten Versorgung. Frauen haben einen im Sozialgesetzbuch V (§ 24d) verbürgten Anspruch auf Hebammenbetreuung. Es braucht also zuverlässige Daten zur aktuellen Hebammenversorgung, wenn der verbriefte Anspruch und die angestrebte Versorgung erreicht werden sollen.
Während in Deutschland alle Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, eine lebenslange Identifikationsnummer erhalten, gilt dies für Hebammen bisher nicht. Es gibt keine Stelle, die die genaue Anzahl von Hebammen kennt. Um hier mehr Transparenz zu schaffen, stellt das BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) im Rahmen seines Versorgungskompasses allgemeine Daten rund um Schwangerschaft und Geburt und Daten zur Hebammenversorgung bereit. Die interaktiven Grafiken und Landkarten ermöglichen den Nutzenden durch das Setzen entsprechender Filter auch die Beantwortung eigener Fragestellungen, z. B. zu zeitlichen Verläufen, zur regionalen Verteilung, zur Versorgung nach sozioökonomischer Lage oder Analysen nach dem Geburtsmodus oder – soweit mit den verfügbaren Daten möglich – zum Betreuungsschlüssel während der Geburt. Alle Interessierten können den frei zugänglichen Kompass nutzen. Im vorliegenden Papier wird der methodische Hintergrund erläutert und es werden einige zentrale Ergebnisse zur Versorgungslage beispielhaft dargestellt. 

Zum Versorgungskompass
Keywords:Hebammenversorgung, Geburtshilfe, Versorgungsplanung, sozioökonomische Faktoren, Transparenz PDF, 5.01 MB DOI 10.30433/ePGSF.2023.007 CC-BY-NC 4.0
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